Erzdiözese München und Freising
Fachbereich Weltanschauungsfragen
Informationen zu religiösen und weltanschaulichen Strömungen

Informationen C

Christian Solidarity International (CSI) (Mark A. Gabriel - Islam und Terrorismus)

April 2006: An zahlreiche katholische und evangelische Pfarrämter und sonstige kirchliche Stellen in Deutschland versendet die Organisation „Christian Solidarity International“ (CSI) kostenlos das Buch von Mark A. Gabriel „Islam und Terrorismus. Was der Koran wirklich über Christentum, Gewalt und die Ziele des Djihad lehrt“. Dem Buch ist das CSI - Magazin ("für Frieden, Religionsfreiheit und Gerechtigkeit"), ein (schon mit Namen versehener) Überweisungsträger, eine vorgefertigte Postkarte an den Präsidenten der Republik Usbekistan und ein Begleitschreiben beigefügt, in dem schon für Spenden zu Gunsten dieser Buchaktion gedankt wird.

Das CSI wurde 1977 von dem Schweizer reformierten Pfarrer Hansjürg Stückelberger in Zürich gegründet; er ist bis heute internationaler Präsident. Das Werk versteht sich als "eine christliche Menschenrechtsorganisation", die sich für Religionsfreiheit einsetzt und "glaubensverfolgten, notleidenden Kindern und Katastrophenopfern“ helfen möchte. CSI-Deutschland ist eine gemeinnützige GmbH, die ihren Sitz in den Räumen der Paul-Gerhardt-Kirche in München hat.

Das CSI bezeichnet sich selbst als „überkonfessionell“. Ein Blick auf die Art und Weise der Tätigkeit weist auf eine evangelikale, eher freikirchlich geprägte Ausrichtung hin; es ist also keine Einrichtung der katholischen oder der evangelischen Kirche!

Da Christian Solidarity International schon des öfteren mit Handzetteln, Zeitungs- und Zeitschriftenbeilagen um Spenden geworben hat, sei an dieser Stelle auf die jahrelange bewährte Arbeit der kirchlichen Hilfswerke (wie Adveniat, CaritasInternational, misereor, missio, Sternsinger, Renovabis oder Brot für die Welt) hingewiesen, die unsere besondere Unterstützung verdienen.

Bewertung des Buches: Der angegebene Autorenname "Mark A. Gabriel" ist ein Pseudonym. Seinen eigenen Aussagen zu Folge habe er als Dozent an der Kairoer Al- Azhar-Universität gelehrt und war Imam einer Moschee in der ägyptischen Stadt Gizeh. Zweifel an der Religion des Islam führten ihn zur Abkehr von seiner angestammten Religion und zur Bekehrung zum christlichen Glauben. In Südafrika nahm er an Schulungen des evangelistischen Missionswerks „Jugend mit einer Mission“ teil, das pfingstlerisch-charismatisch ausgerichtet ist.

Die englischsprachige Originalausgabe des Buches „Islam und Terrorismus“ erschien im Jahr 2002 – vermutlich als Reaktion auf den 11. September 2001 – im amerikanischen Verlag Charisma House (http://www.charismahouse.com), der freikirchliche, evangelikal-charismatische Literatur vertreibt, aber auch „prophetische Botschaften“ über den Niedergang der islamischen Herrschaft in seinem Programm hat.

Charisma House Logo "Charisma House is one of the leading charismatic publishers in the world today, devoted to spreading the name and fame of Jesus Christ worldwide. It is named after its flagship, Charisma magazine. Charisma House publishes books that challenge, encourage, teach and equip Christians to step into their destinies and fulfill the call of God on their lives. Most Charisma House authors are dynamic Christian media personalities, such as best-seling authors John Bevere, Juanita Bynum, T. D. Jakes, Benny Hinn, Jack Hayford, and a host of other well-known and respected godly leaders. Charisma House authors write from their hearts! Each message builds faith and shares an all-consuming passion for Jesus that challenges and motivates Christians to fulfill God's purpose for their lives."

(Zitat aus der Homepage)

Soldier of the cross The Race 23 minutes to hell
  • Why are there so few miracles in the church?
  • How can churches incorporate biblical festivals into their worship?
  • Why do Jews distrust Christians?
  • What is the "Rabbinic Conspiracy"?
  • What is the catalyst to release the greatest and last revival?

Die von Gabriel verwendete Literatur bestätigt diesen Eindruck. Die von ihm zitierten arabischen Werke stammen wenigstens teilweise von fundamentalistischen islamischen Autoren, die auch innerhalb des Islam umstritten sind (z.B. Hassan al-Banna, Sayyid Qutb). Grundlegende Aussagen über „den“ Islam als Weltreligion sind zumindest missverständlich und irreführend.

Das Vorwort zum deutschen Buch hat CSI-Präsident Pfr. Hansjürg Stückelberger geschrieben, der schon seit längerem vor der islamischen Bedrohung warnt. Dieses Buch kann für einen seriös-kritischen Dialog mit dem Islam, zu dem vor allem Papst Johannes Paul II. immer wieder aufgerufen hat, und für eine Auseinandersetzung mit islamistischem Terrorismus nicht als hilfreich betrachtet werden. Die private Meinung von Valentin Königbauer im Editorial des versendeten Magazins macht die rigoros-dualistische Sichtweise augenfällig, wenn zunächst zum fürbittenden Gebet für die Muslime aufgerufen wird, dann "die Muslime" als Menschen bezeichnet werden, "die es heutzutage mit Gott und mit sich schwer haben", um schließlich mit Blick auf den Autor des Buches die politische Wendung zu vollziehen: "Ein islamischer Insider erlebt die Güte und die Demut Christi und dann als Antwort den Terror."

Das Buch zementiert also Feindbilder, schürt Ängste und setzt Konfrontation an die Stelle eines dringend notwendigen kritischen Dialogs. Das Buch stellt "den Islam" insgesamt unter eine Art „Generalverdacht“ und wird deshalb der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der verschiedenen Richtungen und Strömungen innerhalb des Islam nicht gerecht.

Wichtiger Hinweis: Auch in Österreich gibt es Christian Solidarity International (vgl. www.csi.or.at). Dieses Werk ist jedoch eigenständig und besitzt nur aus der vergangenen gemeinsamen Zeit den gleichen Namen. CSI - Österreich arbeitet sehr eng mit den evangelischen und katholischen Diözesen zusammen wie auch mit Amnesty International.

Alfred Singer / Axel Seegers

 

Zum Weiterlesen und zur vertieften Auseinandersetzung:

Artikel: "Der Dialog der Religionen" (Werner Höbsch, Köln)

siehe auch: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls und der Deutschen Bischofskonferenz
(z.B. Erklärung Nostra Aetate; Integration fördern - Zusammenleben gestalten; Christen und Muslime)