Erzdiözese München und Freising
Fachbereich Weltanschauungsfragen
Informationen zu religiösen und weltanschaulichen Strömungen

Wie in allen Religionen gibt es auch im Christentum Zeiten der Besinnung, des Fastens und der Abstinenz. Es sind besonders geprägte Zeiten, die dazu einladen wollen, sich Gedanken zu machen über das eigene Leben und den alltäglichen Lebenswandel. Zugleich ist es eine Phase, sich auf Sinn und Ziel des menschlichen Lebens zu besinnen und im Glauben umzukehren.

Im Katechismus der katholischen Kirche wird mit Hinweis auf das 5. Kirchengebot („Du sollst die gebotenen Fasttage halten“) daran erinnert, dass diese Tage "Zeiten der Entsagung und Buße" sind, die "auf die liturgischen Feste vorbereiten" und dazu beitragen, "die Herrschaft über unsere Triebe und die Freiheit des Herzens erringen.“ (vgl. KKK 2043).

In der letzten Zeit mehren sich die kritischen Rückmeldungen, dass Christen das Fasten in einem Maße übertreiben, dass es z.T. zu massiven Einschränkungen der Alltagstauglichkeit kommt. Wer über einen längeren Zeitraum auf Nahrung verzichtet, läuft Gefahr, etwa den Anforderungen im Beruf oder im Straßenverkehr nicht mehr gerecht zu werden. Insbesondere Kinder und Jugendliche benötigen eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Kohlenhydraten, weil sie im Wachstum sind und sich in der Regel auch mehr bewegen. Leider kommt es immer wieder zu extremen Verzichtsübungen, die einen Notarzteinsatz nötig machen.

Eine spezielle Form des Fastens, die sich immer größerer Beliebtheit zu erfreuen scheint, ist das so genannte "Wasserfasten", bei dem sowohl auf feste Nahrung wie auch auf nährstoffreiche Flüssigkeiten verzichtet wird und ausschließlich Wasser getrunken wird.

Vor religiösen Organisationen, die insbesondere zu extensivem "Wasserfasten" aufrufen und ermuntern, sei ausdrücklich gewarnt! Allein der Hinweis, dass man vor dem Fasten einen Arzt "informieren" solle oder einschlägige Literatur lesen möge, ist absolut nicht ausreichend!

Auch ist die Zeit des extremes Fastens auf wenige Tage zu beschränken. Ermunterungen, dass für "die meisten Menschen" dieses Wasserfasten auch auf längere Zeit durchführbar sei, müssen als unverantwortlich zurückgewiesen werden.

Schließlich ist noch einmal auf den Sinn der christlichen Fastenzeit hinzuweisen: es geht um persönliche Besinnung und Umkehr. Jegliche politische Instrumentalisierung ist daher als sinnentstellend abzuweisen: "Vierzig Tage bereitet sich auch die Kirche auf die Osterfeier vor: Durch Fasten, Beten, Almosen geben und Hören auf das Wort Gottes setzt sie Zeichen der Umkehr." (Gotteslob 256,2)

Axel Seegers