Erzdiözese München und Freising
Fachbereich Weltanschauungsfragen
Informationen zu religiösen und weltanschaulichen Strömungen

Zur Einführung

 

Was versteht man unter Okkultismus?

Das Wort „Okkultismus“ kommt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie „verborgen, geheim“. Dies bedeutet also, dass es sich um Phänomene handelt, die naturwissenschaftlich nicht erklärbar sind. Damit handelt es sich um einen Überbegriff, der die verschiedenen Methoden und Praktiken umfasst, wie z.B. Magie oder Spiritismus, aber auch den Satanismus.

 

Was glauben Menschen, die sich mit okkulten Dingen beschäftigen?

Okkultisten sind davon überzeugt, dass es eine belebte „geistige“ Welt neben unserer „normalen“ Welt gibt, mit der sie in Kontakt treten können und die sie beeinflussen können.

 

Glauben Okkultisten an Gott?

Sicherlich nicht an einen Gott im christlichen Sinne. Es gibt Richtungen im Okkultismus, in denen eine Gottesvorstellung irgendwie vorhanden ist. Daneben gibt es Anhänger, die eine Existenz Gottes ausdrücklich verneinen. Schließlich sind auch Vorstellungen von universalen Kräften, die alles Sichtbare und Unsichtbare durchwirken, weit verbreitet. Zumeist wird aber darauf verwiesen, dass der Mensch selbst Gott ist bzw. werden kann.

 

Warum beschäftigt man sich mit dieser "Anderwelt"? (1)

Der Okkultist ist daran interessiert, diese dort vorhandenen Kräfte für sich und seine Interessen zu nutzen und zu beeinflussen bzw. sich vor ihnen zu schützen.

 

Welche okkulte Methoden sind bekannt?

Am weitesten verbreitet sind sicherlich die spiritistischen (2) Methoden wie Tischrücken, Gläserrücken oder Pendeln. Hier wird behauptet, mit Hilfe dieser Techniken Kontakt zu Geistwesen der „Anderwelt“ oder Verstorbenen aufnehmen zu können. Daneben gibt es die Überzeugung, sich die Kräfte nutzbar machen zu können, indem man bestimmte Rituale durchführt; dieses wird dann als Magie bezeichnet.

 

Gibt es dafür Beispiele?

Jemand will seinen Traumpartner auf sich aufmerksam machen und in ihm die Liebesgefühle wecken. Oder jemand will seinem Feind Schaden zufügen. Dazu werden Rituale (3) mit Kerzen, Zaubersprüchen, Runen oder anderen symbolhaften Gegenständen durchgeführt.

 

Und funktioniert das?

Augenscheinlich ja. Wo Techniken wie Pendeln oder Gläserrücken angewendet werden, scheint es zu funktionieren. Beim Gläserrücken bewegt sich das Glas auf einmal wie von Geisterhand geführt und gibt sogar noch sinnvolle Antworten. Diese Eindrücke sind oftmals so überwältigend, dass einfache, wissenschaftlich gut begründete (physikalische, psychische u.a.) Erklärungen nicht in Betracht gezogen werden. Wo magische Rituale abgehalten werden, ist die Wirkung schon nicht mehr so leicht beweisbar. Überwiegend wirkt hier die Verhaltensveränderung des Okkultisten: allein der Glauben an die Wirkung verändert das Verhalten, was zu unerwarteten Ergebnissen führen kann, frei nach der Formel: Das Ergebnis entspricht der Erwartungshaltung ( „self-fulfilling prophecy“).

 

Und was ist dann "Schwarze Magie"?

Im Okkultismus wird die sogenannte „Weiße Magie“ von der „Schwarzen Magie“ unterschieden, wobei „Schwarz“ für destruktiv steht und vom Schadenszauber bis zum Satanismus reicht.

 

Was ist Satanismus?

Ursprünglich beschreibt der Begriff den Glauben an Satan als den Gegenspieler Gottes. Damit verbunden ist die Umkehrung aller vermeintlich christlichen Werte: Statt weiß – schwarz, anstatt gut – böse. Frei ausgelebte Lust anstatt Verantwortung für den Anderen; Rache statt Nächstenliebe.

Heute gibt es eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Formen des Satanismus.
Der Glaube an Satan als Person spielt in den meisten dieser Gruppen keine Rolle mehr. Dafür steht der Mensch mit seinem Machtstreben und seinen Allmachtsphantasien stärker im Mittelpunkt, gemäß dem Motto:
„Tu was du willst sei das ganze Gesetz“ (Aleister Crowley).

 

Wie sind Satanisten organisiert?

Es gibt ordensähnliche Gruppen, die im Verborgenen handeln, Ritualkleidung benutzen und liturgische Feiern abhalten (so genannter "Ordenssatanismus"). Zahlenmäßig größer dürfte die Gruppe der Anhänger sein, die sich in lockeren Netzwerken oder kleineren Zusammenschlüssen findet und mit Hilfe von zunächst unauffälligen Angeboten im Internet oder über Verlage ihre Ideologie verbreiten und neue Mitglieder suchen. Daneben gibt es eine Reihe von Individualisten, die ihre satanistische Überzeugung leben und sich z.B. im Internet entsprechend darstellen. Schließlich sind die okkult-magischen Praktiken unter Jugendlichen zu nennen ("synkretistischer Jugendsatanismus").

 

Sind Gothic-Anhänger Satanisten?

Nein. Gothic ist eine Jugendkultur, die das dunkle und depressive Lebensgefühl in den Mittelpunkt des Lebens stellt und sich mit Tod, Jenseits, Dunkelheit und weiteren, z.T. gesellschaftlich tabuisierten Themen beschäftigt. Allerdings ergeben sich auch Berührungspunkte zwischen der Gothic-Szene und dem Satanismus beim (schwarzen) Outfit und der Beschäftigung mit diesem Gedankengut.

 

... und was hat man vom Vampirismus zu halten?

Der Vampirismus ist in letzter Zeit unter Jugendlichen in Mode gekommen. Die jugendlichen „Vampire“ lesen Schriften, die typischerweise dem Satanismus zugerechnet werden. Gesundheitlich (Aids, Hepatitis) und psychisch problematisch ist Vampirismus allemal, wenn man sich z.B. gegenseitig Bisswunden zufügt oder Blut trinkt. Wie auch bei anderen okkult-magischen Praktiken, die unter Jugendlichen verbreitet sind, stellt auch der Vampirismus oftmals eine Form der Realitätsflucht dar; man leidet darunter, den Abläufen im Alltag hilflos und ohnmächtig ausgeliefert zu sein.

 

Wie ist der Satanismus unter Jugendlichen zu bewerten?

Auch hier ist die Spannbreite sehr groß. Die Jugendlichen probieren zumeist das aus, was sie vom Satanismus zu wissen glauben. Als Einstieg kann schon eine spiritistische Sitzung in Gestalt einer „Schwarze Messe“ dienen, in der scheinbar Kontakt mit dem Satan hergestellt wird. Die weitere Beschäftigung mit der Thematik findet sowohl in Gruppen Gleichaltriger als auch in Gruppen unter der Leitung von Erwachsenen statt. In beiden Fällen können sich durch entsprechende Machtstrukturen Abhängigkeiten herausbilden. Diese können zu psychischen Problemen und Konflikten führen und sowohl physische Übergriffe als auch andere Straftaten zur Folge haben.

 

Woran erkennt man dann den Satanisten?

Auf den ersten Blick gar nicht! Eine zuverlässige Aussage kann nur dann getroffen werden, wenn der Betroffene durch seine Handlungen oder sein Bekenntnis seine Zugehörigkeit zum Satanismus und sein Wertesystem offen legt. Sowohl das Äußere (falls überhaupt vorhanden: schwarze Kleidung, weiße Schminke) als auch die Benutzung einschlägiger Symbole (umgedrehtes Kreuz, Pentagramm, Satansgruß o.ä.) sind keine ausreichenden Belege für die Zugehörigkeit zum Satanismus.

 

Welche Rolle spielen Drogen und Sexualtität im Satanismus?

Erfahrungsberichte belegen, dass es in der Szene einen freizügigeren Umgang mit Drogen und Sexualität gibt. Sowohl Drogen unterschiedlichster Art als auch die Sexualität werden dazu benutzt, die herkömmlichen Werte und Hemmschwellen abzubauen. Das geschieht mit dem angeblichen Ziel, neue umfassendere Erfahrungen und Erkenntnisse zu gewinnen (sog. Sexualmagie). Hierbei werden nicht selten die Grenzen zur sexuellen Selbstbestimmung verletzt und Straftaten begangen.

 

Warum erfährt der Satanismus heute so große Aufmerksamkeit?

Satanistisches Denken mit seiner Fixierung auf das Ich als Maß aller Dinge, scheint zu unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsform zu passen. Ellenbogendenken, Egoismus und der Kampf mit allen Mitteln sind Stilelemente, die wir im Satanismus wieder finden. Daher sehen Satanisten ihre Ideologie als die ehrlichere Antwort auf die real existierenden Gesellschaftsstrukturen.

 

 

 

 


 (1) Anderwelt - Unter dem Begriff versteht man eine Welt außerhalb der bekannten, "realen" Welt. In der Anderwelt existieren andere Gesetzmäßigkeiten, so dass die irdischen Vorstellungen von Raum, Zeit, Materie und Energie keine Gültigkeit mehr haben. Die Mythologien der Völker sind geprägt von unterschiedlichsten Vorstellungen der Anderwelt. Anbieter auf dem Esoterikmarkt gibt es heute reichlich, die sowohl ihre jeweilige Lehre von der Anderwelt verbreiten als auch Methoden lehren, wie man sich die Kräfte und Weisheiten dieser übernatürlichen Welt zu nutze machen könne. Mittlerweile hat sich auch der Begriff Anderswelt eingebürgert, der synonyme Verwendung findet.

 (2) Spiritismus - Der Begriff ist vom lateinischen "Spiritus" (Geist) abgeleitet und gilt als Sammelbezeichnung für eine Bewegung, die im wesentlichen auf zwei Voraussetzungen beruht: 1. Die Psyche eines Menschen übersteht den (körperlichen) Tod des Menschen. 2. Es gibt Menschen bzw. Techniken, mit deren Hilfe man Kontakt mit den Verstorbenen aufnehmen kann.

 (3) Ritual - Im Unterschied zur Technik beschreibt der Begriff Ritual eine menschliche Handlung, die durch (z.T. sehr konkrete) Regel und Anweisungen determiniert wird und dadurch unabhängig von Ort und Zeit von allen Menschen gleich durchgeführt werden kann. Magische Rituale verpflichten die Praktizierenden auf peinlichste Beachtung der vorgegebenen Richtlinien , da sonst - nach magischem Verständnis - sich die Wirkung umkehrt und dem Menschen schaden kann, der das Ritual vollzieht.