Erzdiözese München und Freising
Fachbereich Weltanschauungsfragen
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Scientology

Scientology-Zeitschrift "Free Minds" im Zeitschriftenhandel

In den vergangenen Wochen ist das Magazin „Free Mind“ im Zeitschriftenhandel aufgetaucht. Das Heft erscheint im Verlag New Era Publications, der wiederum der Scientology-Organisation zuzurechnen ist. Die aktuelle Ausgabe enthält zudem ein kleines Büchlein, das mit dem Titel „Dianetik – Die Entwicklung einer Wissenschaft. Der Schlüssel zum Ich“ auf eines der Hauptwerke des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard verweist. Bespickt mit weiterem Werbematerial für Scientology-Literatur, europäischen Kontaktadressen und Einladungen, der Theorie hier nun auch die Praxis folgen zu lassen, wird der Leser mit der scientologischen Weltsicht bekannt gemacht und auf die vielfältigen Angebote verwiesen – interessanterweise taucht dabei der Begriff „Scientology“ selbst äußerst selten auf; vielmehr ist von „Dianetik“, „New Era Publications“ oder von der „Hubbard Dianetik-Stiftung“ die Rede, so dass der unbedarfte Leser zunächst gar nicht auf Scientology kommen müsste.

Die Artikel des Magazins decken unterschiedlich interessante Wissensgebiete ab und erwecken den Eindruck, dass die wiedergegebenen Erkenntnisse allesamt wissenschaftlich fundiert seien. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch ins Auge, dass die Artikel doch eher dem Zweck dienen, für Scientology Werbung zu machen und den ahnungslosen Leser an eine scientologische Weltperspektive zu gewöhnen. So gibt es Artikel, die ganz unverhohlen das Menschenbild vorstellen, wie es Hubbard erfunden hat. John Travolta darf wieder einmal herhalten, um über „die wahren Hintergründe seines Erfolges“ zu berichten (nur mit Hilfe der Dianetik habe er diesen Erfolg erzielen können) und selbst so unverfängliche Themen wie der Bericht über das Drama um den 11. September verkommt zu einer Propaganda-Mission, wo das Ziel lautet, „andere Feuerwehrleute an Dianetik zu interessieren“. Aktuelle Themen, wie der Irakkrieg oder die Frage nach dem richtigen Umgang mit der Terrorismusgefahr werden mit Bezug auf die vermeintlich vernünftigen und klaren Antworten L. Ron Hubbards bearbeitet, immer mit der Quintessenz: Wer sich selbst und andere besser versteht, dem kann geholfen werden –
und letztlich dadurch die Welt verändert werden. Diese Erkenntnis wirkt revolutionärer, als sie tatsächlich ist; schon die ersten uns bekannten Philosophen forderten zum „Erkenne dich selbst“ auf, ohne jedoch vermessen zu behaupten, auch über den einzig effektiven Weg dorthin zu verfügen. Und in der Tat darf stark bezweifelt werden, ob die Dianetik oder das scientologische Denken überhaupt zum bessern Verstehen seiner selbst und der Welt beiträgt.

Insgesamt betrachtet fügt sich der Vertrieb des neuen Magazins ein in einen mit professionellen Mitteln aufgerüsteten Werbefeldzug, der in den letzten Monaten über Deutschland hereingebrochen ist. Neben vielen kurzfristigen Ausstellungen mit dem Titel „Was ist Scientology“, Berliner Taxen, die das Hohelied der Dianetik auf ihrer Karosserie verkünden, Hauswurfsendung oder die Versuche, Info-Stände an belebten Plätze unserer Städte aufzustellen, sind die Bemühungen nicht zu vernachlässigen, über regierungsamtliche Stellen Druck auszuüben, um eine offizielle Anerkennung der Scientology-Organisation in Deutschland zu erreichen.

Demgegenüber bleibt festzuhalten, dass sowohl die Ideologie als auch das System der Scientology-Organisation als solches eine Gefahr für unsere freiheitlich – demokratische Ordnung ist und bleibt.
Es sollte daher alles unternommen werden, den neuerlichen Werbefeldzug einzudämmen und die Bürger vor der schleichenden Gefahr zu warnen.

Axel Seegers