Erzdiözese München und Freising
Fachbereich Weltanschauungsfragen
Informationen zu religiösen und weltanschaulichen Strömungen

Scientology

Bayerische Staatsregierung stellt wissenschaftliches Gutachten zu Psychotechniken vor

Mit dem 05.12.02 ist die im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung erstellte Expertise „Auswirkungen und Risiken unkonventioneller Psycho- und Sozialtechniken“ im Buchhandel erhältlich. Das von den Wissenschaftlern Prof. Dr. Heinrich Küfner (IFT, Institut für Therapieforschung, München), Prof. Dr. Norbert Nedopil (Psychiatrische Klinik der LMU München) und Prof. Dr. Heinz Schöch (Institut für die gesamten Strafrechtswissenschaften der LMU München) verantwortete Werk hat sich zum Ziel gesetzt, die Methoden und Strukturen („Psychotechniken“) hinsichtlich ihrer Auswirkungen und Risiken zu untersuchen, die vor allem im gewerblich orientierten Lebenshilfemarkt Verwendung finden. Beispielhaft wurden der Psychokonzern Scientology und der Psychoanbieter Landmark Education untersucht, und dazu im Vergleich – als Kontrollgruppe – die stationäre Behandlung von Drogenabhängigen beobachtet und bewertet.

Die Untersuchung versteht sich als interdisziplinäre Studie, die auf Interviews aufbaut, die sowohl mit unterschiedlichsten Experten aus der Aussteiger- und Beraterszene geführt wurden, als auch mit Aussteigern bzw. Betroffenen. Ferner wurde die Primärliteratur der jeweiligen Organisationen ausgewertet, wobei sich die Scientology-Organisation hier nicht kooperativ zeigte. Im juristischen Teil ging es um die Frage, inwieweit es zu Straftaten kommen kann und ob Anhänger zivilrechtliche Ansprüche gegen die Organisationen geltend machen können.

In Bezug auf die juristische Qualifizierung konnten zwei Straftatbestände als relevant herausgearbeitet werden, nämlich Nötigung (z.B. durch Androhung des Ausschlusses von der Organisation) und Betrug (z.B. durch Heilungsversprechen, die nicht eingehalten werden (können)), wobei eingeschränkt wird, das diese Relevanz vor allem für die Scientology-Organisation zutrifft.

Die Expertise ist dazu geeignet, die von uns schon seit Jahren geforderte wissenschaftliche Auseinandersetzung anzustoßen und zu vertiefen. Der Vergleich von Scientology mit Landmark Education, wie er hier vorgelegt wird, kann zwar dazu führen, das der interessierte Leser die Problematik, die mit Landmark verbunden ist, weniger deutlich wahrnimmt, doch ist der Gesamtbewertung, insbesondere hinsichtlich Scientology, von sachkundiger Seite nur beizupflichten: Die herausgearbeiteten Risiken und Gefahren decken sich mit unseren langjährigen Erfahrungen. Es bleibt daher zu hoffen, dass die hier vorgelegten wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse in Politik und Gesellschaft ihren Niederschlag finden und alle Bestrebungen ausgebremst werden können, welche die Gefahren verharmlosen, die von Scientology ausgehen.

Die Pressekonferenz in der Ludwig-Maximilians-Universität hat wiederum gezeigt, wie Scientology mit Menschen, Positionen und Meinungen umgeht, die nicht dem eigenen Weltbild entsprechen. Mit Fragen, die eigentlich nur Statement sind, als auch mit heimlich verteilten Handzetteln wird versucht Stimmung zu machen und werden Menschen, die eine andere Überzeugung vertreten, diskreditiert. Die Androhung von Einstweiligen Verfügungen gegen das Bayerische Innenministerium, gegen die Autoren sowie gegen den Verlag gehören mittlerweile schon zur üblichen Vorgehensweise.

Axel Seegers

02.10.2014: Da die Expertise „Auswirkungen und Risiken unkonventioneller Psycho- und Sozialtechniken“ inzwischen leider vergriffen ist, stellen wir diese im Auszug als pdf zur Verfügung.