Erzdiözese München und Freising
Fachbereich Weltanschauungsfragen
Informationen zu religiösen und weltanschaulichen Strömungen

Informationen G

Gideonbund und die sog. „Gideon – Bibel“

Der Internationale Gideonbund, in Deutschland ansässig in Wetzlar (http://www.gideons.de), hat sich zur Aufgabe gemacht, Bibeln zu verbreiten. So findet man beispielsweise in Hotels, aber auch in Arztpraxen oder Krankenhäusern die kleinen Büchlein, die sowohl das Neue Testament als auch die Psalmen und das Buch der Sprüche enthalten. Die deutsche Übersetzung basiert auf der Lutherbibel von 1984.

Die Verteiler, in der Regel Männer (es gibt aber auch einen kleineren Frauenzweig), müssen im Wirtschaftsleben beheimatet sein und dort einer verantwortlichen Tätigkeit nachgehen. Sie haben einer evangelischen Kirche oder Freikirche, einer christlichen Gemeinschaft oder Versammlung anzugehören und müssen überzeugte Christen sein im Glauben und in der Lebensführung (so die Voraussetzungen für die Mitgliedschaft). Die Verteiler sind darauf bedacht, in möglichst kurzer Zeit viele Schriften zu verteilen – schließlich sind es ja berufstätige Männer, die auch ihrer Verantwortung in Wirtschaft und Gesellschaft nachkommen müssen. Die Mitglieder des Gideonbundes treffen sich wöchentlich zum Gebet und zur Besprechung ihrer Missionsarbeit.

The Gideons  

"Die Bibel zeigt uns den Willen Gottes,
den Zustand des Menschen,
den Weg zur Rettung,
das Verderben des Sünders und die Glückseligkeit der Gläubigen.
Ihre Grundlagen sind heilig, ihre Gebote verbindlich, ihre Berichte sind wahr und ihre Entscheidungen unwandelbar.
Lies diese Schrift, um weise zu sein, glaube ihr um sicher zu sein und
lebe nach ihr, um heilig zu sein.
Sie enthält das Licht, dich zu leiten, Nahrung um dich zu versorgen und
Trost, um dich aufzumuntern."

(www.gideons.ch)

 

Was ist von der Aktion und der Bibel zu halten?

Die Gideon-Bibel ist in der vorliegenden Textfassung nicht zu beanstanden. Einzig und allein die Erklärung am Schluss (letzte Seite und Einband), wo der Besitzer seinen Namen eintragen kann / soll und damit erklärt, "Jesus Christus als seinen Retter anzuerkennen", ist etwas gewöhnungsbedürftig. Auch die anderen „Essentials“, also „Gott liebt dich“, „Alle sind Sünder“, „Gottes Hilfe für Sünder“ und „Alle können jetzt gerettet werden“ sind auf den eher evangelikalen Hintergrund des Internationalen Gideonbundes zurück zu führen (vgl. hierzu unsere Ausführungen zum evangelikalen Christentum). Kritisch ist daher einzuwenden, dass hier bestimmte theologische Lehrsätze eine Überbetonung erfahren, die für die katholische Spiritualität eher unüblich sind und die Gefahr besteht, dass der Focus zu sehr auf die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen gerichtet wird.

Die Aktionen des Gideonbundes: Der Gideonbund versteht sich als eine überkonfessionelles internationales Werk, das von Menschen getragen wird, die aus einer evangelischen Kirche, Freikirche oder Gemeinschaft stammen. Sie wollen "verlängerte(r) Missionsarm der Kirchen und Gemeinden" sein und "Männer, Frauen, Jünglinge und junge Frauen für Jesus Christus" (www.gideons.ch), indem sie das Verteilen der Bibeln mit ihrem persönlichen Zeugnis verknüpfen.

Die Angst, es bei den Bibelverteilern mit einer Sekte zu tun zu haben, ist unbegründet. Wenn jedoch in Schulen bzw. vor Schulen die Bibel verteilt wird, ohne zuvor die verantwortlichen Schulleiter darüber informiert zu haben, ist das nicht akzeptabel! Der Gideonbund hat nach wiederholter Kritik zwar in der letzten Zeit darauf reagiert und zugesagt, vor jeder Aktion die jeweiligen Schulleitungen zu informieren und um Erlaubnis zu fragen. Allerdings gelingt eine solche Vorabinformation nicht immer, wodurch es bei Durchführung der Aktion zu Irritationen und besorgten Anrufen kommt. Kritik, dass viele Bücher anschließend achtlos in der Ecke landen oder gar weggeworfen werden, Kritik, dass Bürgerinnen und Bürger sich belästigt fühlen, Kritik, dass gerade jüngere Schulkinder verunsichert oder verängstigt werden, wenn die Verteilaktion zu engagiert durchgeführt wird, nimmt der Gideonbund zur Kenntnis, ohne dass die Verteilaktionen merklich verändert werden.

Daher möchten wir folgende Handlungsempfehlung geben, für den Fall, das ein Verteiler um Erlaubnis zur Verteilung nachsucht:

  • grundsätzlich ist gegen die Verteilung der Bibelausgabe nichts einzuwenden
  • im Bereich der öffentlichen Schulen ist eine allgemeine Verteilaktion aus folgenden Gründen kritisch zu betrachten:
    • öffentliche Schulen sind in Bezug auf Religiosität ein neutraler Raum, daher ist hier der Religionsfreiheit und dem religiösen Pluralismus Rechnung zu tragen
    • die Aktion wäre folglich allenfalls im Bereich des Religionsunterrichts anzusiedeln
    • da in der Schule i.d.R. Schulbibeln vorhanden sind und im katholischen Unterricht mit der Einheitsübersetzung gearbeitet wird, im evangelischen Unterricht die Lutherübersetzung zum Einsatz kommt, sollte der Einsatz der Gideon-Ausgabe kritisch überdacht werden
    • allgemein ist es sinnvoll, dass die Lehrerkräfte die Schülerinnen und Schüler darüber informieren, um was für eine Aktion es sich handelt, wer für die Verteilaktion verantwortlich ist und wie man mit unerwünschten Angeboten umgehen kann
    • eine Extrastunde für die Bibelverteilung sollte nicht eingeplant werden
    • im Sinne der Ökonomie und Ökologie sollten nur die Schülerinnen und Schüler eine Bibel erhalten, die sie auch haben wollen – es ist zu schade um das Geld und das Material, wenn die Bibel nachher im Mülleimer landet
    • eine missionarische Tätigkeit ist in jedem Falle zu unterbinden; die Schule und vor allem der Unterricht dürfen dafür nicht missbraucht werden
  • an katholischen Konfessionsschulen ist die Aktion nicht dienlich und hat zu unterbleiben

Für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen selbstverständlich zur Verfügung.

Axel Seegers

Zur direkten Information über den Gideonsbund:

Internationaler Gideonbund in Deutschland e.V.
Christian-Kremp-Straße 3
35578 Wetzlar
Tel.: 0 64 41 / 78 45 - 0
Fax: 0 64 41 / 78 45 - 99
E-Mail: info at gideons dot de
Homepage: http://www.gideons.de