Erzdiözese München und Freising
Fachbereich Weltanschauungsfragen
Informationen zu religiösen und weltanschaulichen Strömungen

Informationen G

Geschenke der Hoffnung e.V. Berlin, heute: Samaritan`s Purse e.V.

Hier finden Sie: Stellungnahme - Ausführliche Darstellung - Anregungen und Ideen


 Stellungnahme

Mit Datum vom 08.10.2013 hat der Verein Geschenke der Hoffnung e.V. eine Pressemitteilung veröffentlicht, die für eine breite Unterstützung der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ wirbt. In dieser Aussendung verweist der Verein auf ein Unterstützungsschreiben von Papst Franziskus und zitiert ihn mit den Worten, Geschenke der Hoffnung sei ein „sozial-karitatives Engagement im Sinne des Evangeliums“. Dafür wünscht der Papst Gottes Segen.

Bei Weihnachten im Schuhkarton handelt es sich um eine Aktion, bei der Kinder und Jugendliche eingeladen sind, einen Schuhkarton mit Geschenken voll zu packen. Dieser wird dann über ein zentrales Lager in Deutschland zu christlichen Gemeinden in verschiedenen Empfängerländern verschickt, um dort an bedürftige Kinder verteilt zu werden. Zusätzlich zu der Sammelaktion und unabhängig vom Engagement der Teilnehmer wird in den Empfängerländern den Kindern das Evangelium von Jesus Christus als „größtes Geschenk“ offeriert. Der Verein Geschenke der Hoffnung ist daher in erster Linie als ein Missionswerk zu verstehen und ist Teil der internationalen evangelikalen Bewegung Billy Graham Evangelistic Association. Die Art und der Inhalt dieser Missionsaktion sind sowohl von einem Glaubens- und Kirchenverständnis wie von einem Missionsverständnis geprägt, das die katholische Kirche nicht teilt.

Die katholischen Diözesen Deutschlands sowie weitere europäische Diözesen haben sich schon vor einigen Jahren aus diesen und verschiedenen weiteren fachlichen Gründen gegen eine Teilnahme an dieser Aktion ausgesprochen. Dementsprechend sind ihre Einrichtungen angewiesen, „Weihnachten im Schuhkarton“ nicht durchzuführen.

Da an der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ bis heute keine wesentlichen Veränderungen erfolgt sind, hat die von den Diözesen vorgetragene Kritik – und damit auch die Kooperationsabsage – weiterhin Bestand. Selbstverständlich ist der Segenswunsch des Papstes zu begrüßen und wir schließen uns diesen guten Wünschen gerne an. Wir verstehen den Segenswunsch des Papstes als Ausdruck der Wertschätzung und des Respekts gegenüber jeglichem sozial-caritativen Engagement und gegenüber denjenigen, die ihn um seinen Segen für ihr christliches Engagement bitten.

Das Schreiben des Papstes ist jedoch keine Aufforderung an die deutschsprachigen Diözesen oder an die Katholiken, sich an der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ zu beteiligen. Weder berührt der Segenswunsch die kritischen Anfragen an der Aktion noch räumt er sie aus. Wenn nun das Schreiben des Papstes als Werbemittel (vgl. Eintrag Facebook) und als indirekte Zurückweisung der fachlichen Kritik verwendet wird, verfehlt das die Intention des päpstlichen Schreibens.

Die kritische Haltung der deutschen Diözesen und die Ablehnung der Beteiligung kirchlicher Einrichtungen an der Aktion bleibt daher bestehen.

Axel Seegers, Erzbistum München-Freising
Matthias Neff, Bistum Trier
11.10.2013

 


 Ausführliche Darstellung

Weihnachten im Schuhkarton

eine Aktion des Vereins „Geschenke der Hoffnung e.V.“, Berlin

Seit einigen Jahren wird vom Verein Geschenke der Hoffnung e.V. aus Berlin die Aktion Weihnachten im Schuhkarton durchgeführt (http://www.geschenke-der-hoffnung.org). Mit dieser Aktion werden vor allem Kinder und Jugendliche in den Altersgruppen von 2 bis 14 Jahren dazu eingeladen, für notleidende Kinder einen Schuhkarton zu packen, in dem sie ihn mit Geschenken füllen, „die Kinderherzen höher schlagen lassen“.

"Bereiten Sie bedürftigen Kindern eine unvergessliche Freude und machen Sie mit bei »Weihnachten im Schuhkarton«.
Packen Sie Ihr persönliches Weihnachtspäckchen für einen Jungen oder ein Mädchen in Not.
Wir bringen Ihr Geschenk in Slums, Kranken- und Waisenhäuser oder direkt in die Familien."

Text u. Bild aus der Homepage des Vereins, 2005

Der Verein gibt u.a. auf seiner Homepage nützliche Tipps und Ideen für das richtige Bepacken der Kartons. So sind Spielsachen, Hygieneartikel, Schulsachen, Bekleidung und Süßigkeiten herzlich willkommen. Unter den Artikeln, die nicht in den Schuhkarton dürfen, sind neben nachvollziehbaren Einschränkungen auch „Artikel von Pokémon, Harry Potter und Yu-Gi-Oh oder andere Produkte, die Hexerei oder Zauberei zum Thema haben“ ausgeschlossen, weil sie „Angst auslösen“ könnten.

Die fertig gepackten Kartons werden zu regionalen Sammelstellen gebracht, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern organisiert werden (sog. geschulte und registrierte Sammelstellen), bevor sie zum Berliner Zentrallager transportiert werden. Dort findet eine Überprüfung der Schuhkartons statt, auf dass sich keine unerwünschten bzw. verbotenen Artikel im Päckchen befinden, ehe sie mit internationalen Speditionen in die jeweiligen Empfängerländer transportiert werden.

Das „Momorandum of Understanding“, welches mittlerweile zwischen Geschenke der Hoffnung e.V. und den nationalen Leitungsteams vor Ort abgeschlossen wird, verpflichtet die Helfer zu einem sorgfältigen Umgang mit den Geschenken und verweist ausdrücklich darauf, dass die Verkündigung der Botschaft Jesu Christi nicht in manipulativer Art und Weise zu geschehen habe: „Present the Gospel of Jesus Christ without being manipulative.“

Der Verein „Geschenke der Hoffnung“

Der Verein Geschenke der Hoffnung e.V. bezeichnet sich selbst als ein „christliches Werk mit internationalem Profil, das Menschen in Not hilft und das Evangelium weitergibt.“ Er ist im Vereinsregister des Amtsgerichtes Berlin-Charlottenburg (Nr. 8956 Nz) eingetragen und als gemeinnützig anerkannt. Gegründet wurde der Verein 1963 als Billy Graham Evangelistic Association Deutschland (http://www.bgea.org). Im November 2001 wurde der Verein in Geschenke der Hoffnung e.V. umbenannt und betreut mittlerweile neben Aktionen von Samaritan's Purse und der Billy Graham Evangelistic Association auch eigene Projekte (s.u.). Außerdem gibt der Verein das sechs Mal im Jahr erscheinende Magazin Entscheidung heraus (http://www.entscheidung.org), das als „die deutsche Ausgabe einer der größten christlichen Zeitschriften der Welt“ vorgestellt wird. Die internationale Ausgabe der Entscheidung heißt denn auch Decision und wird von der Billy Graham Evangelistic Association verantwortet.

Neben der schon erwähnten Aktion Weihnachten im Schuhkarton hat der Verein in den letzten Jahren zunehmend neue Aktionen ins Leben gerufen, die alle dem doppelten Gedanken verpflichtet sind, Menschen in Not zu helfen und Menschen für Jesus Christus zu gewinnen. So gibt es verschiedene Kinderhilfsprojekte, medizinische Projekte, Flüchtlings- und Katastrophenhilfe genauso wie die Möglichkeit, Patenschaften zu übernehmen, aber auch die Einladung, sich an Evangelisationsprojekten zu beteiligen.

Geschenke der Hoffnung e.V. kann mittlerweile auf das DZI – Spendensigel verweisen (seit 2003). Hierbei handelt es sich um ein unabhängiges Gütekriterium, wonach die Ausgaben für Werbung und Verwaltung verhältnismäßig sind zu der Spendensumme, die tatsächlich bei den Bedürftigen ankommt.

Aus den Vergabekriterien des DZI (vgl. http://www.dzi.de):

  • wahre, eindeutige und sachliche Werbung in Wort und Bild,
  • nachprüfbare, sparsame und satzungsgemäße Verwendung der Mittel unter Beachtung der einschlägigen steuerrechtlichen Vorschriften,
  • eindeutige und nachvollziehbare Rechnungslegung,
  • Prüfung der Jahresrechnung und entsprechende Vorlage beim DZI,
  • interne Überwachung des Leitungsgremiums durch ein unabhängiges Aufsichtsorgan,
  • grundsätzlich keine Prämien, Provisionen oder Erfolgsbeteiligungen für die Vermittlung von Spenden.

Vergleicht man die Aktivitäten der letzten Jahre, wird man feststellen können, dass sich der Verein in Deutschland etabliert hat; nicht nur die Anzahl der Aktionen ist stetig gewachsen, auch einzelne Aktionen für sich genommen sind auf immer größere Resonanz gestoßen. So wurden allein im Jahr 2004 in der Aktion Weihnachten im Schuhkarton über 400.000 Kartons in Deutschland gepackt; weltweit waren es 7,4 Mio. Kartons (Operation Christmas Child). Eine breit angelegte Medienkampagne wird auch in den folgenden Jahren dafür Sorge tragen, dass sich sowohl die interessierte Öffentlichkeit als auch kirchliche Einrichtungen mit dieser Aktion wie mit dem Verein und seiner Zielsetzung wird auseinander setzten müssen.

Das deutsche Büro „Geschenke der Hoffnung“

Aus den vielfältigen öffentlichen Darstellungen des Vereins kann man den Eindruck gewinnen, er bilde eine selbständige Organisation, die zwar „auf ein Netzwerk internationaler Partner zurückgreift“, ansonsten aber unabhängig ist. Doch schon ein Blick auf die Satzung weist in eine andere Richtung. So sind Absicht und Ziel der Arbeit, nämlich die „Verbreitung des Wortes Gottes und die Förderung des christlichen Glaubens auf der Basis des Evangeliums“ voranzutreiben, sehr stark geprägt von Samaritan's Purse (http://www.samaritanspurse.org/) und der Billy Graham Evangelistic Association (http://www.bgea.org/). Wenn darüber hinaus von den maximal 15 Mitgliedern (!), die der Verein haben darf, ein Mitglied (und auch ein Vorstand (§ 7)) von Samaritan's Purse oder der Billy Graham Evangelistic Association USA vorgeschlagen werden muss (§ 4) und zudem alle Mitglieder sich auf die Glaubensaussagen von Samaritan's Purse verpflichten müssen (§ 4), dann wird verständlich, warum die US-amerikanischen Seiten den Verein als deutsches Büro auflisten: „Geschenke der Hoffnung, a ministry project of the Billy Graham Evangelistic Association and Samaritan's Purse“. Im Verbund mit anderen Büros von Samaritan's Purse repräsentiert Geschenke der Hoffnung e.V. das amerikanische Hilfswerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Samaritan’s Purse bases its ministry on the following statement of faith:

  • We believe the Bible to be the inspired, the only infallible, authoritative Word of God. II Timothy 3:15-17.
  • We believe that there is one God, eternally existent in three persons: Father, Son, and Holy Spirit. Matthew 28:19; Ephesians 4:4-6.
  • We believe in the deity of our Lord Jesus Christ, in His virgin birth, in His sinless life, in His miracles, in His vicarious and atoning death through His shed blood, in His bodily resurrection, in His ascension to the right hand of the Father, and in His personal return in power and glory. John 1:1-4; Matthew 1:23; Philippians 2:5-11; Hebrews 1:1-4 & 4:15; Acts 1:11 & 2:22-24; I Corinthians 15:3-4.
  • We believe that, for the salvation of lost and sinful man, repentance of sin and faith in Jesus Christ results in regeneration by the Holy Spirit and that Jesus Christ is the only way of salvation. Titus 3:4-7; Luke 24:46-47; Ephesians 2:8-9; John 14:6; Acts 4:12.
  • We believe in the present ministry of the Holy Spirit whose indwelling enables the Christian to live a godly life. Galatians 5:16-18; Romans 8:9.
  • We believe in the resurrection of both the saved and the lost; the saved unto the resurrection of eternal life and the lost unto the resurrection of damnation and eternal punishment. Revelation 20:11-15; I Corinthians 15:51-57.
  • We believe in the spiritual unity of believers in our Lord Jesus Christ and that all true believers are members of His body, the Church. Ephesians 1:22-23; I Corinthians 12:12, 27.
  • We believe that the ministry of evangelism is a responsibility of both the church and each Christian. Romans 10:9-15; Acts 1:8; Matthew 28:18-20; I Peter 3:15.

http://www.samaritanspurse.org

Mag Geschenke der Hoffnung e.V. unter juristischen Gesichtspunkten als Verein eigenständig sein, so ist das Berliner Büro doch zugleich auch eine abhängige Niederlassung des Hilfswerkes Samaritan's Purse International, einem Projekt also der Billy Graham Evangelistic Association. Die Aktion Weihnachten im Schuhkarton ist denn auch die deutsche Version der internationalen Operation Christmas Child. Der deutsche Verein tritt als Lizenznehmer der amerikanischen Organisation Samaritan's Purse in Erscheinung, und hält zugleich die Markenrechte des deutschsprachigen Titels Weihnachten im Schuhkarton. Bei der Durchführung ist das deutsche Büro selbstverständlich an den Vorgaben des amerikanischen Lizenzgebers gebunden.

Eine Frage der Ökumene
"Geschenke der Hoffnung e.V. ist ein christliches Werk mit internationalem Profil, das Menschen in Not hilft und das Evangelium weitergibt. Ziel der Arbeit ist es, Bedürftige, ungeachtet ihres religiösen, sozialen oder kulturellen Hintergrundes, zu unterstützen.“

Seit Jahren wirbt das deutsche Büro um eine ökumenische Anerkennung und um Zusammenarbeit. Und in der Tat versteht sich Geschenke der Hoffnung e.V. als überkonfessionelles Missions- und Hilfswerk, das sich mit der Deutschen Evangelischen Allianz (http://www.ead.de) verbunden fühlt (aber nicht Mitglied ist) und sich mehr und mehr der wohlwollenden Unterstützung aus Kreisen der Evangelischen Kirche Deutschlands (http://www.ekd.de; http://www.a-m-d.de/amd/hintergrund/werke/) sicher sein kann. Da man sich auch der Förderung der Zusammenarbeit der christlichen Kirchen untereinander verpflichtet fühlt, gibt sich der Verein überkonfessionell offen und gesprächsbereit. Als gemeinsamer Nenner dient der Glaube an Christus, der alle Christen vereint und die Überzeugung, allen Menschen die Frohe Botschaft vom menschgewordenen Sohn Gottes zu überbringen.

So vereinnahmend dieser kleinste gemeinsame Nenner auch sein mag, so sehr bleibt doch zu prüfen, wie weit die postulierten Gemeinsamkeiten wirklich tragen. Schon die ganz unterschiedlichen Herangehensweisen an die Bibel wie das unterschiedliche Verständnis der Heiligen Schrift (Überzeugung von der Verbalinspiration) führt zu großen Unterschieden in Theologie und Glaubensvollzug. Diese Unterschiede schlagen sich in der Folge auch nieder im Weltbild (dualistische Tendenzen, vgl. auch die Sorge um Produkte, die Hexerei oder Zauberei zum Thema haben) wie auch im Menschenbild (starke Betonung, dass der Menschen ein sündhafter ist).

Schließlich sind noch die Konsequenzen für den Umgang mit den (Menschen aus) anderen Religionen zu beachten: Da nach Joh 10,9 („Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.“) alle Menschen nur gerettet werden können, wenn sie Jesus Christus kennen und anerkennen lernen, sind alle anderen letztlich keine echten Wege des Heiles. Anders lassen sich auch nicht die schon vor einigen Jahren öffentlich vorgetragenen fragwürdigen Äußerungen von Franklin Graham, dem Leiter der Billy Graham Evangelistic Association hinsichtlich des Islams als „Religion der Gewalt“ und die unverhohlene Beschuldigung, dass der Islam „teuflisch und böse“ sei, erklären, diese stellen jedoch das internationale Missions- und Hilfswerk ins Abseits.

Im Herbst 2014 erläuterte Franklin Graham seine Sicht auf andere Religionen nochmals explizit: „Der Islam ist nicht eine einfache Ideologie oder Philosophie. Er ist eine falsche Religion. Auch wenn er vielleicht einige Elemente eines humanen Moralismus enthält, so ist er dennoch geleitet und gekennzeichnet von trügerischer Falschheit.“ Dieses Urteil beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Islam, auch andere Religionen gelten für Graham als Falschheit: „Jeder Glaube – Islam, Buddhismus, Hinduismus – der die Göttlichkeit Jesu Christi verleugnet und Erlösung durch jegliche Art und Weise außer den rettenden Glauben an Ihn sucht, ist eine falsche Religion.“ Ob das Judentum, das nach dieser Darlegung dann ebenfalls zu den falschen Religionen gerechnet werden müsste, beabsichtigter Weise in der Aufzählung fehlt, mag dahingestellt bleiben. In jedem Falle bietet die Argumentation eine Grundlage für antisemitisches Denken und Religionsfeindlichkeit vielerlei Art. Überdies führt Graham seine Warnung vor den falschen Religionen weiter aus: „Es ist unmöglich für eine falsche Religion, eine wahre Religion des Friedens zu sein, da sie nie einen heiligen Gott mit dem sündhaften Menschen versöhnen kann und niemals andauernden Frieden zwischen Menschen oder Nationen bringen kann. Offensichtlich ist zwar nicht jede falsche Religion von dem barbarischen Verhalten gekennzeichnet, das wir heute sehen können. Einige mögen oberflächlich sogar heiter und harmlos wirken, aber keine kann von der verdammenden Macht der Sünde erlösen.“[1]

Die Verzahnung mit der DeMoss-Stiftung (sie bildet die Schnittstelle zwischen Samaritan's Purse und der Presse, vgl. http://www.demossnewspond.com/sp/ und http://www.demossgroup.com) die vor einigen Jahren in Deutschland eine flächendeckende Evangelisierungsaktion mit großflächigen Plakatierung und Werbung in den Medien durchführte, ohne vorher die christlichen Kirchen und Organisationen zu informieren (so, als ob es in Deutschland überhaupt keine christlichen Gemeinschaften gäbe), erschwert zusätzlich eine positive Bewertung (vgl. meinen Kommentar zur Aktion auf dieser Homepage).

Samaritans's Purse - Sceenshot

Quelle: http://www.samaritanspurse.org/StepsToPeace_Step4.asp (Stand: 2005 - Seite inzwischen nicht mehr verfügbar)

Eine Frage der Entwicklungspolitik

Das entwicklungspolitische Konzept der Aktion Weihnachten im Schuhkarton leistet keine nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe. Stattdessen werden Produkte aus einem für die Empfängerländer mehr oder weniger fremden Kulturraum importiert und dort an hilfsbedürftige Kinder verteilt. Damit kommt die Aktion nur punktuell und einmalig einzelnen Kindern zu Gute. Eine längerfristige Perspektive fehlt. Vielmehr ist zu befürchten, dass durch die Geschenke weitere Wünsche und Begehrlichkeiten geweckt werden, die ansonsten gar nicht aufgekommen wären. Darüber hinaus ist für den Transport der Päckchen eine beträchtliche Logistik erforderlich, die aus ökologischen wie aus ökonomischen Gründen wenig sinnvoll erscheint.

Eine Frage des Missionsverständnisses

Schließlich ist die Verknüpfung von Hilfe und christlicher Mission, insbesondere in islamischen Ländern problematisch. In Krisengebieten wie dem Irak dürfte zudem die christliche Mission eher Konflikte verschärfen als zu einer Befriedung des Landes beitragen; die Aktion in diesen Ländern durchzuführen, verbietet sich hier von vornherein!

Es ist ein gutes Zeichen, dass das deutsche Büro auf die Kritik der vergangenen Jahre reagiert hat und mittlerweile ein „Memorandum of understandig“ mit den nationalen Verteilungsteams vor Ort abschließt. Diese Vereinbarung betont zum einen den christlich-missionarischen Aspekt („Operation christmas Child is a project of Samaritan's Purse from children to children intended to demonstrate the love of Christ and to reaach unreached children with the Gospel through the local church.“), hält die Helfer zu Gebet und Gottesdienst an und verpflichtet zur Verteilung der Weihnachtsbotschaft (daher stammt ja auch der Name „Weihnachten im Schuhkarton“!). Zum anderen wird aber auch ausdrücklich die Verteilung untersagt, wenn die lokalen Rechtsbestimmungen dies verbieten: „Ensure that one copy of the provided OCC litertaur titled The Greatest Gift Of All is offered to each child that receives a shoe box gift, unless prohibited by local law.“

Wurde also in der Vergangenheit den Schuhkartons einfach das Weihnachtsevangelium beigelegt, so wird heute viel vorsichtiger gehandelt, schon allein aus der Einsicht, dass nur ein derartiges Verhalten glaubwürdig ist.

Allerdings bleiben kritische Fragen bestehen. Zum einen hebt die Vereinbarung darauf ab, rechtliche Bestimmungen vor Ort einzuhalten (was eigentlich ja selbstverständlich ist). Kulturelle und religiöse Befindlichkeiten dagegen spielen (noch immer) eine untergeordnete Rolle: Beseelt von dem Auftrag, allen Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden, wird den Menschen vor Ort das evangelikale Programm vermittelt, egal ob diese griechisch-orthodox sind oder muslimisch.

Zum zweiten ist die alternative Austeilungspraxis, nämlich zwei Ausgabestellen einzurichten, wo hier die Schuhkartons warten, dort das Weihnachtsevangelium zum „freiwilligen“ Mitnehmen ausliegt, in der Praxis nicht besser, als wenn das Heft gleich in den Karton gelegt würde: Welches Kind wird achtlos an einem gut aufgemachten Heftchen vorbeigehen und dabei riskieren, gegebenenfalls etwas zu verpassen – die anderen Kinder könnten es ja mitgenommen haben ...

"Weihnachten ist für Christen eines der wichtigsten Feste.
Unser Wunsch ist es deshalb, die Empfängerkinder an dieser Weihnachtsfreude teilhaben zu lassen
und ihnen durch die Aktion Hoffnung zu schenken
- indem sie erfahren, dass Menschen an sie denken und Jesus sie liebt"

Diana Molnar, Leiterin von "Weihnachten im Schuhkarton"

 

Text und Bild aus dem Aktionsflyer 2011

Stellungnahme

Da es in der Vergangenheit immer wieder zu Missverständnissen gekommen ist, sei abschließend noch einmal ausdrücklich betont:

  • Bei Geschenke der Hoffnung e.V. handelt es sich nicht um eine „Sekte“
    (vgl. hierzu auch meine Ausführungen unter „Sekte“).
  • Der Verein mit seinem Vorstand hat sich in den vergangenen Jahren gesprächsbereit gezeigt.
  • Man darf mit Recht davon ausgehen, dass der Verein sorgfältig und verantwortungsbewusst mit den Spendengeldern umgeht und dass die Kartons ihren jeweiligen Zielort erreichen.

Die Kritik besteht darin,

  • dass der Verein mit seinem Bibelverständnis, mit seiner Auffassung von Mission und Evangelisation und die daraus resultierenden Konsequenzen ein anders geprägtes Christentum repräsentiert, als es für die katholische Kirche bezeichnend ist. Die enge Verzahnung mit den US-amerikanischen Organisationen verschärft die Unterschiede eher.
  • dass mit der Aktion Weihnachten im Schuhkarton keine nachhaltige Hilfe gewährleistet wird. Stattdessen erhalten die Kinder Geschenke aus einem anderen Kulturkreis, was – neben weiteren Problemen wie der Verteilungsgerechtigkeit vor Ort – weder der lokalen Kultur noch der lokalen Wirtschaft weiter hilft. Der Hinweis, dass nachhaltige Hilfe zwar nicht mit diesem, wohl aber mit anderen Projekten des Vereins gewährleistet würde, ändert nichts an der Problematik.
  • dass die gut gemeinte Versendung von Päckchen rund um die Welt angesichts der Not und der Bedürfnisse in deutschen Kinderheimen, Frauenhäusern und anderen Hilfseinrichtungen wenig sinnvoll erscheint.

Angesichts dieser Kritikpunkte ist es Einrichtungen der Erzdiözese München und Freising nicht möglich, die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ zu unterstützen oder durchzuführen (vgl. Amtsblatt 2005)!

Stattdessen sei auf die Vielzahl kirchlicher Hilfswerke hingewiesen. Hier eine Auswahl:

CARITAS INTERNATIONAL
MISSIO

MISEREOR

ADVENIAT

RENOVABIS

AKTION HOFFNUNG

PÄPSTLICHE MISSIONSWERK DER KINDER

WELTWEIT WICHTELN

Sie alle führen vielfältige Projekte durch, die dazu dienen, Kindern ein menschenwürdiges Leben und eine hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft zu geben. Unterstützen Sie diese Hilfswerke im Rahmen von Hilfsaktionen für Kinder! Konkrete Anregungen und Ideen hierzu finden Sie auf einer eigenen Seite.

Axel Seegers
2005/2014

Weitere Informationen und Stellungnahmen im Internet finden Sie hier:

Bistum Trier:

„Weihnachten im Schuhkarton“ - eine umstrittene Missions- und Geschenkaktion
Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ kein Beitrag zu nachhaltiger Hilfe

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens:

Weihnachten im Schuhkarton als missionarisches Projekt

Unser Fachbereich:

Leitfaden für Hilfswerke


[1] Originalzitate (Übersetzung durch Red.): „Islam is not a simple ideology or philosophy. It is a false religion. While it may contain some elements of human moralism, it is nonetheless guided and characterized by treacherous deceit.“

„Any faith — Islam, Buddhism, Hinduism — that denies the deity of Jesus Christ and seeks salvation by any means other than saving faith in Him is a false religion.“

„It is impossible for a false religion to be a true religion of peace, since it can never reconcile a holy God and sinful man, and it can never bring lasting peace between men or nations. Obviously not every false religion is marked by the barbaric behavior we see today. Some may seem serene and harmless on the surface, but none can deliver from the damning power of sin.“

Quelle: http://billygraham.org/decision-magazine/november-2014/is-islam-really-a-religion-of-peace/ (abgerufen am 22.10.2014)