Erzdiözese München und Freising
Fachbereich Weltanschauungsfragen
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Braco

Braco – ein Wunderheiler, der keiner sein will

Unterschleißheim bei München, 17.09.2011

Was treibt die Menschen samstags morgens von überall her nach Unterschleißheim bei München? Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus pilgern zum „Heiler mit dem gebenden Blick“. Es ist Braco, der Wunderheiler, der aber über sich behaupten lässt, kein Heiler zu sein - jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Ein Vorortbericht und eine kritische Einschätzung.

Der Event

Professionell organisiert wird man schon an der S-Bahn-Station freundlich auf den richtigen Weg geführt. Ein Transferbus zum Veranstaltungsort wartet und so kann man für nur 1 Euro die eineinhalb Kilometer bequem zurücklegen. Dort angekommen flaniert man vorbei an Informationsständen und Erste-Hilfe-Zelten, dem Strom der Masse folgend Richtung Kasse. 5,- Euro hat man zu zahlen, um den "gebenden Blick" Bracos erfahren zu dürfen; Geld, das für die Deckung der Kosten benötigt werde, die nicht unerheblich sein dürften angesichts der Größe des Veranstaltungsortes; allein der völlig leer geräumte Saal fasst laut Internet-Angabe 2.400 Personen und er füllt sich an diesem Tage stündlich mit hunderten von Menschen, die mehrheitlich das erste Mal gekommen sind, um das Phänomen Braco aus nächster Nähe erleben und einschätzen zu können.

Den ganzen Tag über fahren Busse vor und entlassen Menschen jeden Alters. Hinzu kommen die einzeln Anreisenden, so dass man sich nicht wirklich Sorgen machen müsste, die Veranstalter blieben auf ihren Kosten sitzen. Außerdem werden reichlich Bücher und DVDs mit früheren so genannten "Sessions" verkauft. Preise für die Produkte muss man erfragen und so ist man schnell in ein Gespräch verwickelt. Quittungen gibt es (noch) nicht - vielleicht bekommt man das bis zum nächsten Mal organisiert, so die lapidare Antwort.

Die Veranstaltung ist sehr gut durchorganisiert. Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, nicht wenige Jugendliche darunter, überwachen den Strom der Gläubigen und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Macht jemand auch nur den Anschein, ihm ginge es nicht gut, eilen 2-3 Helfer herbei. Das ist gut so. Doch zugleich fühlt man sich auf Schritt und Tritt verfolgt. Stellt man zu viele Fragen oder verhält sich sonstwie nicht so konform, wie es das Gros der Masse praktiziert, kühlt die Herzlichkeit schnell ab und man wird kritisch-reserviert betrachtet.

Die Pressevertreter werden genauestens kontrolliert, Auflagen gibt es nicht nur für die eine 11 Uhr - Session, wo Kameras zugelassen sind, sondern für die ganze Zeit. Interviews mit Teilnehmern werden nicht gern gesehen. Woher das Misstrauen, wenn man doch nichts zu verbergen hat? Liegt es nur an der schlechten Erfahrung mit der Presse oder warum wird so verbissen kontrolliert?

Dass es sich bei dieser Veranstaltung eigentlich zunächst um eine Art Familientreffen handelt, ist für das ungeübte Auge so nicht auszumachen. Einzig wie viele sich hier untereinander kennen, auch besser kennen, mag verwundern. Zudem gibt die bevorzugte weiße Kleidung der Veranstaltung einen exotisch-alternativen Touch. Alle laufen mit Blumen herum. Wer es nicht weiß, dass Braco sich die Ehre gibt, könnte meinen, auf einer Blumenauktion gelandet zu sein. Erfahrene Braco-Anhänger bringen ihre Blumen selbst mit, ansonsten bekommt man bereitwillig Blumen ausgehändigt, um sie kurz vor der jeweiligen Session abzugeben. Nach dem Ende, wenn man den Raum wieder verlässt, bekommt man eine andere Blume geschenkt. So beschenken sich die Teilnehmer gegenseitig, ohne dabei wirklich in Kontakt zu kommen. Hier zählt das Ritual, nicht die Begegnung. Entscheidend ist ja auch nicht der Austausch untereinander, sondern die „Begegnung“ mit Braco.

Wer und was ist Braco?

Oder: "Die absolute, aber nur abschätzbare Zahl der Heilerfolge ist sehr groß" (Schneider)

Laut Selbstauskunft wurde Braco 1967 im ehemaligen Jugoslawien als Josip Grbavac geboren. Er lebt heute in Zagreb/Kroatien, tourt aber seit einiger Zeit durch viele Länder weltweit, um die pilgernden Menschen mit Hilfe der „Ausstrahlung seines Blickes“ (so die Kurzbiographie auf www.braco-info.com) zu berühren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft habe Josip Grbavac, so kann man immer wieder nachlesen, „bald ein erfolgreiches Handelsunternehmen aufgebaut“ (www.braco-info.com). Dann begegnet Braco Ivica, einem jugoslawischen Propheten und Heiler, der von sich behauptete, sowohl in die Vergangenheit wie auch in die Zukunft schauen und Menschen aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten heilen zu können. Ivica wird Bracos Lehrer. Außerdem wird kolportiert, Ivica habe Braco schon sehr bald als seinen Nachfolger bezeichnet. Nach dem plötzlichen Tod von Ivica im Jahre 1995 tritt Braco dann an dessen Stelle, auch wenn sich Braco selbst weder als Prophet noch als Heiler verstehen möchte.

Im Unterschied zum vermeintlichen Selbstverständnis haben die Anhänger Bracos, aber auch die Organisatoren, die Braco bewerben und dessen Reisen organisieren, keinerlei Skrupel, Braco als Heiler zu bezeichnen und zu vermarkten. Die DVDs und Bücher wissen von Heilungen und Wundern zu berichten, auf der Homepage wird bereitwillig über Menschen berichtet, die von Krankheiten geheilt wurden und die Auftritte bei den Basler Psi-Tagen, auf Esoterik-Messen oder beim Rainbow-Spirit-Festival (wo ausdrücklich darauf hingewiesen wird, Braco würde im „‘Healing-Space‘ (EG) täglich von 10-18 Uhr kostenlose Heilungen geben“ (Visionen 2/07, S. 24) sprechen eine eindeutige und andere Sprache!

Heißt es in den Werbeblättchen noch: „Braco selbst sieht sich nicht als Heiler, er gibt keine Heilungsversprechen, er führt keine Behandlungen durch und stellt keine Diagnosen“ (Flyer für die Veranstaltung am 5.11.2011), so entlarvt das Büchlein von einem gewissen „Prof.“ Alex Schneider eine andere Denkweise. Allein die Überschriften der Kapitelchen reichen eigentlich schon als Beweis aus: Das Spektrum der Heilungen; Die Zahl der Heilerfolge; Wie ist denn so etwas möglich; Heilveranstaltungen, die Ähnlichkeit mit den Begegnungen Bracos haben oder: Wirkung auf Distanz lassen doch keinen Zweifel, wie Braco verstanden werden soll.

Blättert man durch das Büchlein, findet man Formulierungen, die nicht nur tiefgreifende Harmonisierungen dank des Charismas Bracos behaupten, sondern es wird ganz unverblümt von der Heilweise Bracos geschrieben und Besserung körperlicher Leiden (bis hin zu Heilungen von "tödlichen" Krankheiten), des sozialen Umfelds und Fernwirkungen behauptet, so dass der Autor zum Ergebnis kommt, die „Palette der Heilungen (sei) sehr groß“.

Als aufmerksamer und kritischer Beobachter kann man daher nur zum Schluss kommen, dass Bracos Leugnungen, Heiler zu sein, wohl nur juristische Gründe haben dürften. Sofern nämlich Bracos Organisatoren offen Büchlein wie das oben zitierte vertreiben, sich die Inhalte aneignen, indem der Autor zur Signierstunde einladen darf und eine persönliche Einführung vor den Sessions hält, und sofern Wunderberichte auf der offiziellen Homepage eingestellt werden, können keine ernsthaften Zweifel am Heilerverständnis Bracos bestehen. Diese Botschaft mag zwar nicht direkt formuliert werden, sie ist aber doch unmissverständlich präsent!

„Braco lässt den Blick leicht über die Gruppe gleiten und nimmt sie als Einheit wahr, wobei er so jeden Teilnehmer erfasst. Auch viele Teilnehmer, jeder auf seine Art, empfindet ein ähnliches Einheitsgefühl und kommt sogar teilweise nur schon deswegen zur Begegnung.“  (Schneider, S.77)

Der gebende Blick

Wenn sich kurz vor Beginn einer Session die Türen öffnen, strömen hunderte Menschen gesittet in den Saal. Ein weiteres Mal hat man die erworbene Eintrittskarte vorzuzeigen, die dann wie beim Kinobesuch eingerissen wird. Pedantisch erfolgt dies. Selbst das Bitten und Betteln einer Besucherin, sie wolle die Eintrittskarte nicht eingerissen haben, bleiben unbeachtet.

Sobald alle Pilger im Saal versammelt sind, betritt Dieter Häusler, der Leiter des Bruno-Gröning-Freundeskreises (Näheres, s.u.) die Bühne, um mit einer kurzen Einführung die Menschen auf die Begegnung, auf den „gebenden Blick“ Bracos einzustimmen. Andächtig hören junge wie alte Menschen zu. Einige haben ganze Fotoalben ihrer Lieben mitgebracht, andere halten sich liebevoll im Arm. Immer wieder wird es jemandem schlecht und er benötigt einen Stuhl oder frische Luft. Auch jetzt erweist sich die gründliche Vorbereitung als hilfreich, weil die Mitarbeiter, die rechts und links jeweils am Rande stehen, schnell und ohne große Unruhe Rollstühle herbeischaffen und Erste Hilfe leisten.

Weil besagter „Prof.“ Alex Schneider an diesem Tage zugegen ist, darf dieser noch kurz das Wort ergreifen. Ob es an der Spannung liegt, die im Raum herrscht oder einfach nur an der Wärme und dem langen Stehen: die Worte, die Schneider an die im Saal versammelten Menschen richtet, sind nicht wirklich rational nachvollziehbar. Vielleicht liegt es aber auch an den pseudowissenschaftlichen Einlassungen, wenn von neurowissenschaftlichen Erkenntnissen die Rede ist, von Synchronisation und rechter Hirnhälfte, dass so wenig verstanden wird. Jedenfalls können mehrere Teilnehmer nach der Session nicht wiedergeben, was der „Herr Professor“ gemeint hat.

Nach diesem Ausflug ins vermeintlich wissenschaftliche Feld betritt Dieter Häusler noch einmal die Bühne, um auf die Begegnung mit Braco überzuleiten. Gleich nach dem Appell, sich für die kommenden 7 Minuten zu öffnen und ganz einfach da zu sein, ohne große Denkanstrengungen, betritt Braco die Bühne. Auf einem Podest stehend blickt er ruhig in die Menge. Kein Lächeln huscht über sein Gesicht, keine Muskelbewegung ist erkennbar. Scheinbar unberührt, wie wenn nicht von dieser Welt, lässt er seinen Blick schweifen. Schon nach ca. 6 Minuten ist die „Begegnung“ beendet. Genauso unspektakulär, wie er hereingekommen ist, verlässt er die Bühne und entschwindet den Blicken. War es in den ersten Minuten noch absolut ruhig und andächtig, wurde es gegen Ende schon lebendiger. Doch in dem Moment, wo Braco fort ist, löst sich die Gruppe sofort auf und bewegt sich – genauso gesittet wie zu Beginn – dem Ausgang auf der anderen Seite zu. Ende der Vorstellung.

Sehnsucht nach Heilung und Heil

Was suchen die Menschen? Es scheint die Sehnsucht nach Heilung zu sein, die die Menschen hierher treibt. Kranke mit Krücken und in Rollstühlen, Menschen mit leidgezeichneten Gesichtern warten geduldig auf Einlass. Und in dieser Gruppe immer wieder diese ausgesprochen fröhlich-freundlichen hellgekleideten Mitarbeiter. Liest man die Berichte, die über Braco und dessen vermeintliche Wirkung kursieren, dann ist von eigentlich austherapierten Menschen die Rede, von Menschen mit sozialen und/oder psychischen Problemen, die sich Heilung erhoffen. Zugleich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, es geht den belasteten Menschen nicht nur um körperliche Heilung sondern um ein viel weitreichenderes Heilsein. Warum aber versprechen sich Menschen ihre Heilung und ihr Heil von einem Menschen, der nicht zu ihnen spricht geschweige denn, dass er sie berührt bzw. sich berühren ließe? Mag der Blick Bracos noch so einfühlsam wirken; letztlich bleibt der Mann unnahbar und fern, ist die Begegnung oberflächlich, weil kurz und sprachlos.

Den Kennern der religiös-weltanschaulichen und (pseudo)therapeutischen Szenen fällt schon seit langem auf, dass die Nachfrage nach Heilungsangeboten, Segnungsgottesdiensten oder Angeboten zur Persönlichkeitsqualifizierung (Coaching, Selbsterfahrung, Psychoanbieter) zunimmt. Mittlerweile reagiert auch der Markt auf diese Nachfrage und so verwundert es nicht, dass täglich neue Angebote mit immer unergründlicheren Methoden dargeboten werden. Zugleich wächst die Anzahl der Bekenntnisse in Blogs, auf YouTube oder als Heilungsberichte auf den entsprechenden Homepages, dass die Methode x oder die Gruppe y nicht nur zur Heilung sondern auch zum ganzheitlichen Heilsein geführt habe.

Gründe hierfür scheinen die immer komplexer und undurchschaubarer werdende Welt zu sein, die Krisen (Krieg und Bürgerkrieg, Finanz- und Bankenkrise) und Katastrophen (Klimakatastrophe, Atom- und Ölunfälle), aber auch die Skandale (Lebensmittel-, Korruptionsskandale). Auch die Anforderungen an den Einzelnen werden immer größer und bedrücken ihn nicht nur im Arbeits- und Wirtschaftsleben, sondern auch im privaten Alltag (lebenslanges Lernen, stets auf der Höhe der Zeit, ob modisch oder technisch und immer offen und flexibel).

Zugleich zeichnen sich viele dieser Angebote aus durch hohe Irrationalität: gerade, weil es den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht, gerade weil es schulmedizinisch nicht anerkannt ist, gerade weil man es nicht erklären, sondern nur persönlich erleben kann, vertraut man auf die Versprechen und ist gegebenenfalls auch bereit, viel Geld dafür auszugeben.

Verwundern kann es demnach nicht, wenn hunderte und tausende Menschen aus ganz Deutschland mit Bus und Bahn, mit privatem PKW oder sogar mit dem Flugzeug anreisen und ihre Hoffnung ganz auf die knapp 6 Minuten Blickkontakt inmitten einer Gruppe von hunderten Menschen setzen. Kritik ist daher auch weder willkommen noch kann sie bis zum Bewusstsein der Hilfesuchenden vordringen: Schließlich, so kann man erfahren, ist die Wirkung Bracos übernatürlich und lässt sich nicht mit dem normalmenschlichen Verstand oder gar mit den Methoden einer veralteten, unvollständigen Naturwissenschaft (so Schneider) fassen.

Mit Pseudowissenschaft Menschen fangen

Die Wirkweise Bracos sei mit der normalen Naturwissenschaft nicht nachprüfbar oder erklärbar. Zugleich aber bemüht man sich um einen höchst wissenschaftlichen Anstrich. So ist die Rede von DNA, man bezieht sich auf neueste Erkenntnisse der Hirnforschung, bekennt eine „Zwölfdimensionale Kosmologie“, fordert ein „holonomes Denken“ und bezieht sich sogar auf die Spezielle Relativitätstheorie. Genauso wie Ron Hubbard, der Gründer von Scientology behauptet, der Mensch würde nur 10% seiner geistigen Kapazitäten nutzen, kann man bei Schneider nachlesen, dass „95% des Gehirns und des ganzen neuronalen Systems“ brach lägen.

"Der heilende Vorgang ist damit bei Braco von gänzlich ungewöhnlicher Art, und wenn alle Umstände zusammen passen, viel effektiver und dauerhafter als viele andere Therapien, sogar das uns bekannte Geistheilen. Da sind Vorgänge im Spiel, die den Menschen des vergangenen Jahrhunderts fremd waren, heute aber dank der von verschiedensten Lehrern erarbeiteten Gedanken, nicht zuletzt in der modernen Physik, ein gewisses Verständnis finden." (Schneider, S.29)

Wer diese markigen Sätze und vollmundigen Theorien verkündet, ist Alex Schneider, geboren 1927, der über 30 Jahre als Physiklehrer im Schweizer Kanton St. Gallen tätig war und sich selbst als Parapsychologe bezeichnet. Als Forscher, Versuchsperson und Patient habe er „Hunderte von Geistheilern aus aller Welt (…) unvoreingenommen studiert.“ In Unterschleißheim lässt er sich gerne als Professor hofieren, der Autogramme in sein Büchlein schreibt und sachkundig Menschen Rede und Antwort steht. Wie so häufig an diesem Tag muss man aber auch bei Alex Schneider sorgfältig prüfen, was behauptet wird. Ja, er ist Professor. Aber nicht im landläufigen akademischen Sinne. Nirgends findet man Hinweise, dass Alex Schneider sich promoviert oder gar habilitiert habe. Einen ordentlichen Lehrstuhl an einer ordentlichen Universität hatte er wohl auch nie inne. Vielmehr kann sich der Herr Professor eine Tradition zu Nutze machen, die nicht überall bekannt ist: In der Schweiz gibt es nämlich die Regelung, dass ein Kantonsschullehrer in festem Anstellungsverhältnis und nach einer bestimmten Zeit von der Regierung des Kantons auf Antrag des Erziehungsrates den Titel „Professor“ verliehen bekommen kann. „Professor“ ist in diesem Zusammenhang also ein Ehrentitel, nicht aber ein akademischer Titel, wie es sonst (in Deutschland) üblich ist.

Der Bruno-Gröning-Freundeskreis

Die komplette Veranstaltung wurde von Mitgliedern des Bruno-Gröning-Freundeskreises (BGF) organisiert. Mitglieder aus der Jugendgruppe berichteten, schon ab 7 Uhr morgens zum Aufbau angereist zu sein. Schon frühere Veranstaltungen wurden vom BGF durchgeführt. Innerhalb des BGF werden massiv die Veranstaltungen mit Braco beworben. Viele Busse, die an diesem Samstag nach Unterschleißheim kommen, sind vom BGF gechartert. Auch erklärt sich so, warum sich so viele Pilger an diesem Tag so gut kennen: es sind Anhänger des Freundeskreises, die sich auch schon von anderen Veranstaltungen her kennen.

Was verbindet Bruno Gröning mit Braco? Schneider, der den Pilgern als Kronzeuge der wissenschaftlichen Erforschung vorgestellt wird, sieht größere Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Heilern und auch in deren Philosophie sieht er Übereinstimmungen (vgl. Schneider. S.30). Eine Mitarbeiterin, die nach Braco gefragt wurde, teilte unumwunden mit, dass man zwar offiziell nicht von einer Wiedergeburt Grönings spreche, aber man könne das – ihrer Meinung nach – durchaus so sehen.

Wer war Bruno Gröning? 1906 in Danzig als Bruno Grönkowski geboren tritt er seit 1946 als so genannter Wunderheiler oder Wunderdoktor in der breiteren Öffentlichkeit in Erscheinung. Schon zu Lebzeiten gerät Gröning mit den Behörden in Konflikt. Es folgen das Verbot jeglicher Ausübung der Heilkunst und eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung, die jedoch nicht rechtskräftig wird, weil Gröning 1959 an den Folgen von Magenkrebs verstirbt. Seitdem bemüht sich der Bruno-Gröning-Freundeskreis, zunächst und bis zu ihrem Tod 2007 Grete Häusler, heute ihr Sohn Dieter Häusler um die Verbreitung der Botschaft Grönings. Aufgrund der Heilsmittlerschaft, die von den Anhängern ihrem Heiler Bruno Gröning zugesprochen wird, muss aus christlich-katholischer Sicht festgestellt werden, dass die Mitgliedschaft beim BGF im Widerspruch steht zum christlichen Glauben und Bekenntnis. (Die kirchliche Stellungnahme zu Bruno Gröning und zum BGF finden sie hier.)

„Die meisten Menschen, die zu Bracos Veranstaltungen kommen, erhoffen sich eine Besserung ihres körperlichen Zustandes. Er betont jedoch immer wieder, er sei kein Heiler. Er geht nicht an Menschen heran, um ein bestimmtes Übel zu bekämpfen. Er will sie in einem sehr tief liegenden, meist unbewussten Teil erreichen. Wird dieser belebt, harmonisiert, mehr ins Bewusstsein gerückt, verschwinden körperliche, seelische und soziale Störungen. Der heilende Vorgang ist damit bei Braco von gänzlich ungewöhnlicher Art, und wenn alle Umstände zusammen passen, viel effektiver und dauerhafter als viele andere Therapien, sogar das uns bekannte Geistheilen.“  (Schneider, S.29)

Einschätzung aus christlich-kirchlicher Sicht

Wie kann man zu einer Einschätzung über Braco kommen, wo es doch weder Predigten noch spektakuläre Handlungen gibt? Über Thesen ließe sich streiten, aber das augenscheinlich minimalistische Programm macht es schwer(er), eine Stellungnahme zu finden. Und doch wird man aus christlicher Sicht nach der Tragfähigkeit des Angebotes fragen müssen.

Nur weil Braco selbst – öffentlich – nicht spricht, gibt es doch eine Gesamtinszenierung, die von Braco gutgeheißen wird oder der er zumindest nicht ausdrücklich widerspricht. Diese Gesamtinszenierung besteht aus der Art und Weise, wie die Begegnungstage organisiert, welche Ansichten und Bekenntnisse in den Schriften veröffentlicht werden und was die Zeugnisse auf der offiziellen Homepage über Braco und dessen wundervolle Wirkung berichten:

-  alles läuft auf die Massen“begegnung“ mit Bracos Blick hinaus.
-  Braco selbst ist Mittel und Botschaft. Etwas Weiterführendes scheint nicht nötig zu sein.
- Die Schulmedizin oder andere medizinisch-therapeutische Angebote kommen nur negativ vor, insofern man ausdrücklich darauf hinweist, nicht vom Arztbesuch abzuraten.
-  Heilung, hier auch verstanden als ganzheitliches Heilsein, kann erwachsen in der knapp 7 minütigen Begegnung.
-  Die Kraft, die von Braco ausgeht, scheint so groß zu sein, dass selbst Fernheilungen möglich werden.

Zusammenfassend könnte man vielleicht sagen: Die Botschaft, die über den Veranstaltungen zumindest implizit schwebt, lautet: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid – ich werde euch mit meinem „gebenden Blick“ zu euch selbst führen, dann werdet ihr heil!?“ Und immer wieder kann man das Bekenntnis vernehmen, dass Braco mit Hilfe seiner Anwesenheit Menschen dazu befähige, ihre eigene Göttlichkeit zu erkennen.

Aus christlicher Sicht ist dieser Personenkult, der um Braco betrieben wird, die Erwartungshaltung, die geschürt wird und die einseitige Zuspitzung auf eine knapp 7minütige „Begegnung“ nicht nachvollziehbar.

Wenn Menschen um Rat und Hilfe nachsuchen, brauchen sie ein personales Angebot: Man nimmt sich Zeit, hört zu, beschäftigt sich mit diesem Menschen und dessen Schicksal und stellt sich für das Gespräch zur Verfügung. Ein wie auch immer geartetes Ritual kann dabei hilfreich, niemals aber alleiniges Mittel sein. Insbesondere dann, wenn eine Heilung oder erhoffte Besserung nicht eintritt, gilt es, dem hilfesuchenden Menschen nahe zu sein. Bei Massenveranstaltungen wie bei Braco dürfte das so wohl kaum möglich sein.

„Unser Verstand reicht bei aller intellektuellen Geschultheit nicht immer aus, Unbekanntes wirklich zu erfassen. Gerade Intellektuelle neigen dazu, nicht medizinisch nachprüfbare Heilerfolge mit vorgefertigten Theorien abzuwürgen.“ (Schneider, S.15).

Ein Satz zum Schluss

Wer oder was ist Braco? Ein Heiler, wie viele Anhänger behaupten oder doch kein Heiler, wie Braco selbst über sich mitteilen lässt?

Als Besucher der Veranstaltung wird man kaum eine Antwort darauf erhalten. Die Stimmung und die Konzentration auf den Höhepunkt, wenn Braco erscheint widersprechen den gedruckten und veröffentlichten Statements. Damit nicht genug: das Büchlein von Alex Schneider, welches die Wirkung Bracos untersucht und den Vergleich zur Geistheilung oder zu Heilern nicht scheut, wird im Selbstverlag vertrieben von Josip Grbavac alias „Braco“!!! Das ist perfide!

Axel Seegers
Oktober 2011

 

Zitierte Literatur:

Schneider, Alex: Braco. Die faszinierende Welt von Mythos und Wissenschaft. Budenje d.o.o. Zagreb, Zagreb, Juli 2011.

Weiterführende Links und Hinweise:

Auf unserer Website:

Bruno Gröning Freundeskreis
Heil - Heilung - Heilungsgottesdienste
Unsere Kontaktseite bei Rückfragen

Homepages von Braco (Auswahl):

www.braco.net
www.braco-info.com
www.bracoivica.com

Kritische AV - Berichte (in Auswahl; im Internet zu finden):

- Spiegel TV
(Stichworte für Suche: Esoterik: Der gebende Blick des Wunderheilers Braco)

- Akte 07
(Stichworte für Suche: Braco Heiler Scharlatan Sat1 Akte07)
- ZDF Drehscheibe
(Stichworte für Suche: Braco im ZDF)

- Skeptiker-Blog.ch: http://www.skeptiker-blog.ch/2010/09/der-wunderheiler-braco-war-in-zurich.html
(Stichworte für Suche: skeptiker-blog.ch: Braco in Zürich, 26.09.2010 - Stimmen nach der Veranstaltung)

Kritische Berichte:

- Münchner Merkur, 28.02.2011
Link: http://www.merkur-online.de/lokales/garching/wunderheiler-braco-verzweifelte-suche-nach-heilungmm-1142426.html
- Skeptiker-Blog.ch
Link: http://www.skeptiker-blog.ch/2011/05/der-magnetische-wunderknabe-aus.html
- Bild
Link: http://www.bild.de/news/inland/wunderheiler/kassiert-eintritt-und-steht-stumm-auf-der-buehne-18665332.bild.html